Sudan: Die schlimmste Hungerkatastrophe der Gegenwart
25. Aug 2025
„Im Sudan ist die Hölle los und keiner schaut hin. Millionen von Menschen sind auf der Flucht; 24,4 Millionen Menschen sind vom Hunger bedroht. Es muss dringend etwas geschehen, um ein Massensterben zu verhindern“, so Maria Buchwitz, Sprecherin der pax christi-Kommission Solidarität mit Zentralafrika. Die Hälfte der Bevölkerung im zweitgrößten Land Subsahara-Afrikas ist laut UN-Welternährungsprogramm akut vom Hunger bedroht. Es handelt sich um die größte humanitäre Krise der Gegenwart.
Vor fast genau einem Jahr erklärten internationale Expert:innen für Ernährungssicherheit, in Teilen des Sudan herrsche eine Hungersnot. Es war erst das dritte Mal, dass die Expert:innen des Famine Review Committee das Label 'Hungersnot' verwendeten. Dieses ist die höchste von fünf Stufen der IPC-Klassifikation, einer seit 2004 von der Uno, Regierungen und Hilfsorganisationen verwendeten Skala zur Einschätzung von Ernährungsunsicherheit. Eine Hungersnot war zuvor 2011 für Teile Somalias und 2017 für Teile des Südsudans erklärt worden. Der Gazastreifen ist zurzeit auf der zweithöchsten Stufe vier („humanitäre Notsituation“) klassifiziert.
Der jetzige Krieg ist der dritte Bürgerkrieg seit der Unabhängigkeit 1956. Stets versuchten die Konfliktparteien, Hilfsgüter in die von ihnen kontrollierten Gebiete zu lenken. Die Hungerkrise im Sudan erinnert an Äthiopien in den 1980er Jahren, als Millionen Menschen vertrieben wurden und ums Leben kamen.
Im Sudan bekriegen sich die nationale Armee und die bis zu 100.000 Mann starke RSF. Die Anführer der beiden Armeen hatten 2021 zusammen ein korruptes Regime von der Macht vertrieben, bekämpfen einander jedoch seit dem Frühjahr 2023 mit schrecklichen Folgen. Beide Armeen haben eine miserable Menschenrechtsbilanz: Ihre Truppen lassen sich im herrschenden Klima der Straflosigkeit zu Plünderungen, Morden und Vergewaltigungen hinreißen.
Ende Juli wurde ein geplantes Treffen der sogenannten Quad-Staaten kurzfristig abgesagt – die USA, Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Emirate versorgen die Miliz Rapid Support Forces (RSF) mit Waffen, Ägypten und Saudi-Arabien stehen auf der Seite der Regierungsarmee.
„Als erster Schritt muss sofort ein Luftkorridor für die humanitäre Hilfe im Sudan aufgebaut werden. Wir fordern die Bundesregierung dringend dazu auf, international darauf zu drängen, dass eine große multilaterale humanitäre Hilfsaktion so schnell wie möglich in Gang kommt“, so Maria Buchwitz. Als nächstes muss es Ziel sein, die Kriegsfinanzierung aus dem Ausland trocken zu legen. Der gewaltsame Konflikt kann nur laufen, solange Saudi-Arabien, Ägypten und auf der anderen Seite die Vereinigten Arabischen Emirate Waffen in einen Konflikt leiten, der ein ganzes Volk in den Abgrund führt. „Als strategische Handelspartner mit diesen Ländern haben wir die Verantwortung, das Thema oben auf die Tagesordnung zu setzen und klare politische Forderungen verbunden mit Sanktionsmechanismen zu formulieren. Die Führungen der sogenannten gemäßigten arabischen Staaten haben keinen Anspruch auf Schmusekurs“, so Buchwitz weiter.
Weiterführende Links
UN-Welternährungsprogramm: https://www.wfp.org/emergencies/sudan
Famine Review Committee: https://www.ipcinfo.org/ipcinfo-website/frc/en/
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pax christi Deutsche Sektion
Diözesen
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Kommission Solidarität mit Zentralafrika
Das ungeheure Leiden der Menschen in der Region der Großen Seen in Afrika geht uns alle an! Auf dem Weg hin zu friedlichen Formen der Konfliktbearbeitung spielt der Wandel von der Konfliktökonomie zu einer Friedensökonomie eine entscheidende Rolle.